Andacht Januar

Jesus Christus spricht: „Kommt und seht!“

Johannesevangelium 1,39

Liebe Leser,

der Gottesdienst ist das Zentrum unseres Lebens: Nicht das Einkaufszentrum – sondern das Lebenszentrum. Im Supermarkt kaufen wir unsere Lebensmittel. Darum gehört er zur sogenannten „Grundversorgung“. Im Gottesdienst aber wird uns das ewige Leben vermittelt. Und man muss es dort noch nicht einmal „kaufen“, sondern bekommt es frei und „gratis“, „aus Gnade“ geschenkt.

Der Gottesdienst ist das Zentrum unseres Lebens: Nicht der Hausarzt und die Apotheke – sondern der Heiland und seine „Arznei“. „Pharmakon Athanasiam“ („Arznei der Unsterblichkeit“), so haben die Kirchenväter das Heilige Abendmahl bezeichnet. Es ist der Mittelpunkt des Gottesdienstes. Christus lädt uns an seinen Tisch und kommt zu uns in Brot und Wein. Er verschenkt sich selbst an uns, sein Leib und sein Blut. Er will die tiefste und innigste Gemeinschaft mit uns haben: Dass wir Ihn aufnehmen in unser Leben, ihn „essen und trinken“. Er selbst ist unser Lebens-Mittel und unsere Arznei. Er will in uns wohnen und uns bis in unseren Körper hinein erfüllen und heilen.

Der Gottesdienst ist das Zentrum unseres Lebens: Nicht, weil unser „Programm“ so toll wäre; nicht, weil unsere Kultur für alle das Nonplusultra ist. Sondern weil Jesus selbst gegenwärtig ist im Gottesdienst. Weil Er uns dient. Weil Er zu uns redet. Weil Er sich uns schenken und uns heil machen will.

Ganz am Anfang seines Wirkens lässt sich Jesus von Johannes dem Täufer taufen. Johannes aber ruft allen seinen Anhängern zu: „Seht, das ist Gottes Lamm!“ (Joh 1,36) – also derjenige, der alle Sünde auf sich nimmt, uns davon frei macht, uns wieder mit Gott versöhnt und uns den Weg zurück zu Gott öffnet. Daraufhin machen sich einige der Anhänger Johannes des Täufers auf, gehen Jesus hinterher und fragen ihn: „Rabbi, wo wohnst du?“ (Joh 1,38) Und Er antwortet ihnen: „Kommt und seht!“ (Joh 1,39) Und sie gehen mit ihm in sein Haus und bleiben bei ihm. Das ist der Anfang der christlichen Kirche. Die erste kleine Gemeinschaft, die sich um Jesus sammelt.

Wenn wir Gottesdienst feiern tun wir im Grund nichts anderes. Wir kommen zu Jesus: „Rabbi, wo wohnst du?“ Er wohnt in seinem Wort, das wir hören. Er wohnt an dem Ort, der ihm geweiht ist. Er wohnt in denen, die ihn schon aufgenommen haben – in unseren Schwestern und Brüdern. Er wohnt in unserer Gemeinschaft, über unserem Singen und Beten (vgl. Ps 22,4). Vor allem aber wohnt er im Brot und im Wein. „Seht, das Lamm Gottes!“ Darum beten wir ihn auch jedesmal im Heiligen Abendmahl an: „Christe, du Lamm Gottes, der du trägst die Sünde der Welt, erbarme dich unser, gib uns deinen Frieden.“ Und dann werden wir an seinen Tisch geladen: „Kommt, denn es ist alles bereit! Schmeckt und seht, wie freundlich der Herr ist.“ – „Kommt und seht!“

Der Gottesdienst ist das Wichtigste in unserem Leben. Darum steht das Dritte Gebot auch vor dem Vierten und allen Weiteren: „Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst den Feiertag heiligen.“ Was heißt das? „Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir die Predigt und sein Wort nicht verachten, sondern es heilig halten, gerne hören und lernen.“ (Kleiner Katechismus). „Geheiligt“ wird der Feiertag also nicht durch unser Ausruhen oder durch die Familie, sondern allein durch Gott selbst, durch sein Wort, dadurch, dass Er uns dient, durch den Gottesdienst. Das ist das größte Geschenk, das uns gemacht wird: Quelle des Lebens, Quelle der Heilung, Heiligung unseres Lebens.

Darum möchte ich Sie zur Weihnachtszeit und mit dem Beginn des neuen Jahres umso mehr und umso herzlicher einladen. Denn Jesus Christus spricht: „Kommt und seht!“