Die heilige Teresa von Avila

Geboren wird sie am 28. März 1515 in Avila in Spanien. Schon als Kind fällt sie auf durch ihr überschäumendes Temperament und ihre gewinnende Fröhlichkeit. Dazu ist sie ungewöhnlich wissbegierig und klug. So sorgt ihr Vater dafür, dass die kleine Teresa Lesen und Schreiben lernt – was damals keineswegs selbstverständlich ist – und auch sonst eine gute Bildung genießt. Die Mutter wiederum legt bei ihr die Saat für eine innige Herzensfrömmigkeit. Als die Mutter stirbt, ist Teresa noch ein Kind. Trost und inneren Halt findet die Heranwachsende nun in der religiösen Hinwendung zu Maria: Die „Gottesmutter“ wird ihr zur „Ersatzmutter“.
Statt zu heiraten, entschließt sich die Zwanzigjährige zum Missfallen ihres Vaters zum Eintritt in das Kloster der Karmeliterinnen in der Heimatstadt Avila. Eines der Motive für diesen Schritt ist die Angst vor der Ehe, insbesondere die Abneigung vor der damit verbundenen Abhängigkeit von einem Ehemann in einer patriarchalisch geprägten Gesellschaft.
Jedoch scheint ihr das Klosterleben nicht gut zu bekommen: Sie kränkelt und erleidet 1539 einen totalen gesundheitlichen Zusammenbruch. Man hält sie für tot und hebt schon das Grab für sie aus. Doch nach drei Tagen erwacht sie aus dem Koma, bleibt jedoch noch Jahre teilweise gelähmt und gehbehindert. Aber gerade in dieser Zeit erlebt Teresa eine Art „Bekehrung“, ausgelöst durch ein Bild des leidenden Christus. Die Folge ist eine vertiefte Frömmigkeit. Dennoch fühlt sie sich hin- und hergerissen zwischen ihrer weltlichen Lebenslust einerseits und ihrem frommen Vorsatz, ganz und gar für Gott da zu sein, andererseits. Der Tod ihres Vaters und die Lektüre der „Bekenntnisse“ des Hl. Augustinus lösen bei ihr während der Fastenzeit des Jahres 1554 eine weitere Erschütterung aus, die sie als „endgültige Bekehrung“ begreift: Sie gelangt zu der Gewissheit, unbedingt und voraussetzungslos von Gott geliebt zu sein. Schon vorher hat Teresa das Beten als „inneres Gespräch“ und als „Freundschaft“ mit Gott praktiziert, als Ausdruck der liebenden Gottesbegegnung. Sie braucht und will nun mehr als nur routinierte Klosterfrömmigkeit. Teresa wird unbequem. Es kommt zu Konflikten mit der Ordensleitung. Die Nonne Teresa entwickelt sich mehr und mehr zu einer Mystikerin: Sie wird heimgesucht von beängstigenden und von beseligenden Visionen. Sie „geht durch die Hölle“ – 1560 hat sie ihre „Höllenvision“! – und schaut den Himmel. Entscheidend für sie ist die daraus gewonnene Erleuchtung: Demnach ist der Mensch grundsätzlich von Gott geliebt. Die Liebe Gottes bildet die tiefste Wirklichkeit. Wahre Frömmigkeit kann daher nur Einstimmung sein in die liebende „Freundschaft“ mit Gott.
Aus dieser Haltung heraus hat Teresa von Avila schließlich den Orden der Karmeliter erneuert beziehungsweise einen reformierten Zweig hervorgebracht – verbunden mit etlichen Klosterneugründungen: Anstelle von äußerlicher Frömmigkeit tritt eine Frömmigkeit des Herzens. Statt rigoroser Bußübungen, um sich den Himmel zu verdienen, wird eine lebensfrohe Frömmigkeit freigesetzt und ermöglicht, die sich von Gottes Liebe getragen weiß.
Teresa stirbt am 4. Oktober 1582. Aufgrund der gregorianischen Kalenderreform folgt in jenem Jahr auf den 4. sogleich der 15. Oktober, an welchem sie beerdigt wird.
Teresa von Avila hat ein umfangreiches Werk an theologischen bzw. spirituellen Schriften verfasst.
Seit 1970 gilt sie als „Lehrerin der Kirche“, bereits seit 1617 als „Schutzpatronin“ von Spanien. Seit 1622 ist sie heiliggesprochen.
Ihre bleibende Bedeutung liegt in der Wiedergewinnung einer angstbefreiten, lebensfrohen Frömmigkeit, einem Glauben, der sich auf die Gottesliebe gründet. Darin ist die Hl. Teresa von Avila mit Martin Luther geistesverwandt.
Ihr Gedenktag am 15. Oktober findet sich also aus gutem Grund auch in unserem Evangelischen Namenskalender.

Pfarrer Christof Schumann, 
Johanngeorgenstadt


Bildquelle: „Teresa von Avila“ Fotografie von David Monniaux. Lizenz: CC BY 3.0