Die Zeit steht niemals still. 

Oder vielleicht doch? Am Donnerstag, dem 10. Juni 2021, wurde die Turmuhr der Trinitatiskirche Carlsfeld durch die Firma Willing aus Gräfenhain demontiert. Zusammen mit den drei Sonnenuhren erhält sie eine gründliche Restaurierung. Somit ist Carlsfeld momentan quasi zeitlos. Turmuhren sind doch schon etwas Besonderes. Sie begleiten uns oft ein Leben lang in den unterschiedlichsten Lebenssituationen. Der Vierviertelschlag und Stundenschlag ist ein steter Begleiter in unserem Leben – Zeit ist schließlich Lebenszeit.

Die Uhr stammt aus der Fabrikation der Firma J. F. Weule aus Bockenem im Harz und wurde im Februar 1926 in Betrieb genommen. Die Anschaffung wurde damals durch eine Zuwendung der Gemeinde Carlsfeld sowie der Erlaubnis der Amtshauptmannschaft Schwarzenberg zur Veranstaltung einer öffentlichen Haussammlung in der Zeit bis 28. Februar 1926 in der Gemeinde Carlsfeld zum Zweck der Beschaffung einer neuen Kirchturmuhr möglich. Zusammen mit dem Eigenkapital der Kirchgemeinde Carlsfeld konnte somit die gesamte Uhrenanlage mit Wochenaufzug, Zeigergestänge/Zeigergetriebe und Zifferblättern für 1588,00 RM angeschafft werden. In den letzten 95 Jahren versah sie treu ihren Dienst, nur die recht starken Temperaturwechsel brachten sie aus dem Takt.

Die drei Sonnenuhren mit Blindfeld sind nur eine Besonderheit der Trinitatiskirche im Tal der Wilzsch. Zusammen mit den Zifferblättern bilden sie den Übergang der Kuppel in den achteckigen Turmhelm – ein Alleinstellungsmerkmal. In den 333 Jahren mussten sie des Öfteren erneuert werden. Das recht raue Gebirgsklima beansprucht das Holz stark. Unsere Sonnenuhren sind aus Expressgut-Behältern der Bahn – Bestimmungsbahnhof Carlsfeld, Kreis Aue – gefertigt.

Die Geschichte der Trinitatiskirche und Carlsfeld war und ist bewegt und lebendig – die Zeit steht nur im Traum still.

Lutz Frieß, Kirchenvorstandsvorsitzender